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Informations- und Arbeitsblatt zum Zahlungsverzug - Manfred Jahreis

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<strong>Informations</strong>- <strong>und</strong> <strong>Arbeitsblatt</strong> <strong>zum</strong> <strong>Zahlungsverzug</strong><br />

Änderung des Bürgerlichen Gesetzbuchs<br />

M1<br />

Das Bürgerliche Gesetzbuch in der im B<strong>und</strong>esgesetzblatt Teil III, Gliederungsnummer 400-2,<br />

veröffentlichten bereinigten Fassung, zuletzt geändert durch Artikel 1 des Gesetzes vom 21. Juli 1999<br />

(BGBl. I S. 1642), wird wie folgt geändert:<br />

1. Dem §284 wird folgender Absatz 3 angefügt:<br />

"(3) Abweichend von den Absätzen 1 <strong>und</strong> 2 kommt der Schuldner einer Geldforderung 30 Tage<br />

nach Fälligkeit <strong>und</strong> Zugang einer Rechnung oder einer gleichwertigen Zahlungsaufforderung in<br />

Verzug. Bei Schuldverhältnissen, die wiederkehrende Geldleistungen <strong>zum</strong> Gegenstand haben, bleibt<br />

Absatz 2 unberührt."<br />

2. § 288 Abs. 1 Satz 1 wird wie folgt gefasst:<br />

"Eine Geldschuld ist während des Verzugs für das Jahr mit fünf Prozentpunkten über dem<br />

Basiszinssatz nach § 1 des Diskontsatz-Überleitungs-Gesetzes vom 9. Juni 1998 (BGBl. I S. 1242)<br />

zu verzinsen."<br />

Saftige Strafen für säumige Zahler<br />

Wer seine Rechnung nicht pünktlich begleicht, muss künftig hohe Verzugszinsen entrichten<br />

Von Norbert Sturm<br />

Finanzieller Schlendrian kommt künftig noch teurer. Säumigen Zahlern drohen vom 1. Mai an saftige Verzugszinsen, <strong>und</strong> zwar<br />

ohne vorherigen Mahnbescheid. An diesem Tag tritt das neue „Gesetz zur Beschleunigung fälliger Zahlungen“ in Kraft, das Gläubigern<br />

das Recht gibt, ohne Ankündigung hohe Strafzinsen zu kassieren, wenn die Rechnung nicht binnen 30 Tagen bezahlt worden<br />

ist. Viele Schuldner haben es sich zur schlechten Gewohnheit gemacht, Telefonkosten oder sonstige Zahlungsverpflichtungen<br />

erst nach dem zweiten Erinnerungsschreiben zu begleichen...<br />

Die neuen Regeln gelten für alle Geldforderungen aus Geschäften, die unter das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) fallen, also für<br />

sämtliche Kauf-, Werk- <strong>und</strong> Dienstleistungsverträge. Steuerschulden oder zu hohe Abführungen an den Fiskus gehören nicht dazu.<br />

Sie werden von der Abgabenordnung erfasst. Deshalb dürfen Steuerzahler, die länger als 30 Tage auf Erstattungen warten, dem<br />

Finanzamt keine Gegenrechnung aufmachen.<br />

Das Gesetz bringt K<strong>und</strong>en aber nicht nur Erschwernisse. Alfred Hartenbach, Rechtspolitiker der SPD-B<strong>und</strong>estagsfraktion, die zusammen<br />

mit den Grünen die Reform auf den Weg gebracht hat, spricht sogar von verbraucherfre<strong>und</strong>lichen Folgen. Denn kürzere<br />

Zahlungsfristen als die im Gesetz genannten 30 Tage werden hinfällig. Versandhäuser setzen oft Zahlungsziele von nur 14 Tagen.<br />

Die sind nun ungültig.<br />

Verbraucher sind aber gar nicht die Hauptzielgruppe der Initiative. Das Gesetz soll in erster Linie Handwerkern <strong>und</strong> kleineren<br />

Unternehmen helfen, finanziell besser über die R<strong>und</strong>en zu kommen. Sie leiden am häufigsten vor allem als Subunternehmer oder<br />

als Bau-Zulieferer unter den Folgen unpünktlich beglichener Rechnungen, weil sie mit finanziellen Mitteln nicht gerade üppig<br />

ausgestattet sind. Das gilt ganz besonders für ostdeutsche Betriebe.<br />

Zu den größten Zahlungssündern gehören B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Länder. Nach einer Statistik des Betriebswirtschaftlichen Instituts der<br />

Bauindustrie (BWI) ziehen öffentliche Auftraggeber die Zahlungen für bestellte Leistungen am längsten hinaus. Der B<strong>und</strong> lässt<br />

sich im Durchschnitt 95 Tage Zeit, eher er Rechnungen begleicht. Die Länder sind mit 90 Tagen kaum besser. Die Gemeinden<br />

lassen ihre Gläubiger r<strong>und</strong> 73 Tage warten. Im Vergleich dazu schneiden private Investoren erstaunlich gut ab. Bei ihnen liegt im<br />

Wohnungsbau die Frist zwischen Rechnungslegung <strong>und</strong> Bezahlung bei 56 Tagen. Industrie <strong>und</strong> Gewerbe lassen sich 54 Tage Zeit.<br />

Zu Stolz oder Häme haben Private dennoch keinen Anlass. Der Staat zahlt zwar schleppender, aber er zahlt. Die Privaten dagegen<br />

fallen nicht selten ganz aus. Unter Hinweis auf mangelhafte Leistungen werden am Bau Zahlungen oft völlig verweigert. Eine<br />

solche Hinhaltetaktik wird durch das neue Gesetz erschwert. Es sieht zwingend Abschlagszahlungen nach Leistungsfortschritt vor.<br />

Der Handlungsbedarf ist offensichtlich. Nach Darstellung des B<strong>und</strong>esverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU) in<br />

Berlin machen jährlich 3100 Betriebe wegen offener Außenstände Pleite. Mit ihnen gehen 40 000 Arbeitsplätze verloren. Die 441<br />

Inkasso-Firmen versuchen pro Jahr 30 Milliarden Mark einzutreiben. Die Erfolgsquote liegt bis <strong>zum</strong> Gerichtstermin bei 50<br />

Prozent. Eine schlechte Zahlungsmoral herrscht nicht nur am Bau. Als weitere Krisenbranchen gelten Gastgewerbe <strong>und</strong><br />

Einzelhandel....<br />

28. April 2000<br />

M2


M3<br />

Ab 1.5.2000 liegt der gesetzliche Zinssatz nunmehr fünf Prozentpunkte über dem Basiszinssatz. Dieser Basiszinssatz ist<br />

praktisch der Nachfolger des ehemaligen Diskontsatzes <strong>und</strong> liegt nach der jüngsten Anhebung durch die Europäische Zentralbank<br />

seit 1.5.2000 bei 3,42 Prozent.<br />

M4<br />

Arbeitsaufträge:<br />

1. Ab wann kommt man laut BGB in <strong>Zahlungsverzug</strong>? (M1)<br />

2. Wie hoch ist der anfallende Verzugszinssatz derzeit? (M1 + M3)<br />

3. Für welche Geldgeschäfte gelten die neuen Regelungen <strong>und</strong> für welche nicht? (M2)<br />

4. Welche neue Regelung gibt es hinsichtlich der Zahlungsfrist bei Verträgen? (M2)<br />

5. Welches war der Hauptgr<strong>und</strong> für die Einführung des neuen Gesetzes? (M2)<br />

6. Wer hat in Deutschland die schlechteste Zahlungsmoral? (M2)<br />

7. Welche Auswirkungen haben die schlechte Zahlungsmoral der B<strong>und</strong>esbürger (M2)<br />

8. Bei welchen Branchen ist die Zahlungsmoral am schlechtesten? (M2)<br />

9. In welchen zwei Ländern ist die Spanne zwischen Zahlungsziel <strong>und</strong> Zahlungseingang am größten? (M4)<br />

10. Berechne: Ein Unternehmer hat einen Umsatz von 2 Millionen DM. Seine K<strong>und</strong>en überziehen das<br />

Zahlungsziel im Durchschnitt um 20 Tage. Wie viel DM Zinsertrag hätte der Unternehmer, wenn die<br />

K<strong>und</strong>en immer pünktlich bezahlt hätten <strong>und</strong> er das Geld zu einem Zinssatz von 3,5 % auf einem<br />

Tagesgeldkonto angelegt hätte?

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